Ganz schön zu schleppen hatten die Gehilfen des Weihnachtsmanns, als sie die Geschenke für Kinder bedürftiger Familien dieser Tage im sozialen Zentrum „Alter Bahnhof“ vorbeibrachten. Die stattliche Anzahl von 72 liebevoll verpackten Päckchen ist ein Zeichen dafür, dass die Idee des Wunschweihnachtsbaums auch bei seiner dritten Auflage auf fruchtbaren Boden stieß. Seit Ende November wartete der geschmückte Tannenbaum die Wünscheerfüller vor dem Einwohnermeldeamt im Wanzleber Rathaus.

„Wir sind begeistert, dass es so viele Pakete geworden sind“, fasst Barbara Schürmann als Leiterin des Sozialen Zentrums „Alter Bahnhof“ zusammen. In mehreren Einrichtungen des DRK-Kreisverbandes Wanzleben hatten zuvor Listen ausgelegen, in denen Eltern die Geschenkwünsche ihrer bedürftigen Kinder vermerken konnten. In Zeiten von Energiekrise und steigender Inflation wird bei immer mehr Familien das Geld knapp. Die Alltagsbewältigung wird schwieriger und mancher kann sich zum Fest nicht einmal Geschenke leisten.

Für die Kinder, deren Wunsch in einer Liste zu finden war, haben das also nun „Weihnachtsengel“ – also zumeist familienferne Frauen und Männer – übernommen, die sich vom Wunschweihnachtsbaum einen Stern gepflückt haben. Victoria Genz, Mitarbeiterin des Standesamtes in der Wanzleber Stadtverwaltung, hatte die von den Kindern in den Kindertagesstätten und Schulen der Einrichtungsgemeinde gebastelten Sterne beschriftet. „Es war natürlich anonym, nicht einmal der Name, sondern beispielsweise ‚Junge, 10 Jahre, Auto‘ stand auf dem Stern“, berichtet Victoria Genz. Das Geschenk sollte ungefähr einen Wert von 20 Euro haben. Der Vorfreude bei den Wunscherfüllern tat das aber keinen Abbruch. Viel mehr sind die insgesamt 79 Sterne – sieben Wünsche kamen noch vom Seehäuser Kinderheim „Rübeland“ – weggegangen wie warme Semmeln. Im Gegenzug stapelten sich dann 79 liebevoll verpackte Geschenke. „Die Bürger haben sich viel Mühe gegeben“, so Victoria Genz, die sich sehr zufrieden zeigt mit der dritten Auflage des Weihnachtswunschbaumes.

Denn dass diese von so viel Erfolg gekrönt sein würde, war von vornherein angesichts der wirtschaftlichen Lage nicht absehbar. Nicht nur die Zahl der Bedürftigen steigt, sondern auch bei vielen anderen wird das Geld in der Geldbörse weniger. Trotzdem konnte die Zahl der erfüllten Weihnachtswünsche im Vergleich zum vergangenen Jahr noch einmal gesteigert werden. Nach einem holprigen Start, als die Aktion 2020 aus der Taufe gehoben worden ist, wie sich Barbara Schürmann an eine kurzfristige Idee erinnert, konnten im vergangenen Jahr 70 und in diesem Jahr 79 Wünsche erfüllt werden.

Die Bescherung im Sozialen Zentrum „Alter Bahnhof“ soll am morgigen Mittwoch erfolgen, wenn hier ab 14 Uhr zur Weihnachtsfeier eingeladen wird. Nach Aussage von Barbara Schürmann sollen da alle Kinder, die in den Listen waren, ihre Geschenke erhalten. „Sollte das nicht möglich sein, dann ist die abholung ab sofort bei uns im Sozialen Zentrum möglich“, fügt sie an und richtet ihren Dank an alle Spender. Überwältigt zeigt sich auch der Bürgermeister der Einheitsgemeinde Stadt Wanzleben-Börde, Thomas Kluge. Er kündigt jetzt schon an, die Aktion auch im kommenden Jahr fortzuführen.

Volksstimme, 24.12.2022 ( Constanze Arendt-Nowak)