Blutspende inmitten der Corona-Krise
Der DRK-Kreisverband Wanzleben hält sein Blutspendeangebot trotz Corona-Krise aufrecht.
Der DRK-Kreisverband Wanzleben hält sein Blutspendeangebot trotz Corona aufrecht. Wormsdorf ist am Freitag (20. März) die erste Station, nachdem tiefgreifende Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus ergriffen worden sind. Lebenssaft spenden inmitten der Krise – Volksstimme-Redakteur Ronny Schoof sprach darüber mit DRK-Kreisgeschäftsführer Guido Fellgiebel.
Herr Fellgiebel, es bleibt bei dem, was Sie in der Vorwoche schon angekündigt haben: Keine Absage der vom DRK-Blutspendedienst und den Ortsvereinen ausgerichteten Blutspenden?
Guido Fellgiebel: Richtig, Stand jetzt finden alle Blutspenden wie geplant statt, in unserem Verbandsgebiet als nächste also heute die in Wormsdorf und am Montag die in Altenweddingen. Im April dann stehen Termine in vier weiteren Orten auf dem Plan. Wir können auch nicht darauf verzichten, ansonsten haben wir ganz schnell das nächste große Problem vor der Brust.
Sie meinen den befürchteten Versorgungsengpass bei den Blutkonserven?
Genau. Daher ist es gerade jetzt so wichtig, Blut zu spenden. Die Grundaufgabe des zuständigen Blutspendedienstes NSTOB, nämlich die Versorgung der Patienten in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Bremen, muss weiterhin sichergestellt werden. Für das NSTOB-Versorgungsgebiet beträgt der tägliche Bedarf bis zu 3000 Blutspenden.
Erklären Sie bitte kurz, wofür so viele Blutreserven benötigt werden!
Viele Erkrankte erhalten ihr Leben lang Präparate, die aus Spenderblut gewonnen werden. Mittelfristig sind insbesondere Menschen mit Tumorerkrankungen, die sich in einer Chemo- oder Strahlentherapie befinden, auf die kontinuierliche Gabe von Blutpräparaten angewiesen, um die Nebenwirkungen dieser Therapien zu überstehen. Und nicht zu vergessen akute Fälle von Operationen oder Unfällen.
Von der Menge mal abgesehen, betont das DRK auch immer wieder, wie wichtig es ist, dass das Blut sozusagen stetig fließt. Warum?
Sollten über einen Zeitraum von mehr als einer Woche nicht genügend Blutspenden eingehen, wäre die Patientenversorgung innerhalb kurzer Zeit nicht mehr abzusichern. Der Grund ist die kurze Haltbarkeit einiger Blutpräparate. Aus einer Blutspende werden drei verschiedene Typen von Blutpräparaten gewonnen: Ein Konzentrat, dass die roten Blutkörperchen enthält, das ist umgangssprachlich die Blutkonserve, und sie kann maximal 49 Tage eingesetzt werden. Die Blutplättchen dagegen sind nur vier Tage einsetzbar. Der dritte Bestandteil, das Blutplasma ist länger lagerfähig, jedoch kann es auch hier schnell zu Engpässen kommen. Denkbare Folgen wären die Verschiebung geplanter Operationen für einen längeren Zeitraum, sowie eine Gefährdung insbesondere von Krebspatienten während einer Chemo- beziehungsweise Strahlentherapie.
Und all dem steht nun plötzlich und heftig das große C, das Coronavirus, im Weg …
Wir beobachten die Lage rund um die Verbreitung des neuartigen Coronavirus sehr aufmerksam und stehen hierzu im engen Austausch mit den verantwortlichen Behörden. Die aktuell geltenden Zulassungsbestimmungen für die Blutspende gewährleisten weiterhin einen hohen Schutz für Blutspender und Empfänger. Die Blutspenden unterliegen generell äußerst strengen und hygienischen Regularien.
Trifft der Blutspendedienst darüber hinaus noch weitere Vorsichtsmaßnahmen?
Ja. Der Hb- und Temperaturmessplatz soll vor den Arzt-raum positioniert werden. Dadurch liegen die Messergebnisse dem Arzt grundsätzlich vor dem Zulassungsgespräch vor, und die Messung der Temperatur erfolgt zum frühstmöglichen Zeitpunkt. Dieses Vorgehen wird zunächst befristet bis zur Beendigung der gegenwärtigen Lage beibehalten. Auf den Terminen weist ein Plakat außerdem auf entsprechende Hygienemaßnahmen hin. Wir bitten alle Blutspender, diese Hinweise zu befolgen und die entsprechenden Hygienestandards, zum Beispiel die Nutzung der Desinfektionsspender im Eingangsbereich, einzuhalten. Wie immer gilt: Menschen mit grippalen Infekten oder Erkältungssymptomen sollen sich erst gar nicht auf den Weg zu einer Blutspendeaktion machen, der Arzt würde sie ohnehin nicht zur Spende zulassen. Das gilt nun natürlich auch für Spendewillige, die vom Coronavirus betroffene Risikogebiete bereist haben sowie für Personen, die in den letzten zwei Wochen mit in Quarantäne befindlichen Personen Kontakt hatten.
Muss ich als Spender Bedenken haben, dass ich vielleicht zwar frei von Symptomen, aber dennoch Virusüberträger bin und somit Blutempfänger gefährde?
An der Präparatesicherheit für Transfusionsempfänger hat sich durch Covid-19 nichts geändert. Für die Übertragbarkeit des Erregers durch Blut und Blutprodukte gibt es keine gesicherten Hinweise. Bluttransfusionen sind sicher und unverzichtbar. Auch hier gilt, dass die Aufsichtsbehörden engmaschig beobachten und analysieren.
Es ist üblich, dass der ausrichtende DRK-Ortsverein ein kaltes Buffet oder auch einen warmen Imbiss anbietet. Wird diese Praxis beibehalten.
Vorerst ja. Auch dies erfolgt natürlich unter größtmöglicher Vorsicht und Sorgfalt. Sabine Tacke als Blutspendebeauftragte im DRK-Kreisverband Wanzleben nimmt zu diesem Zweck zwei, drei Tage vor dem Spendetermin Kontakt zum Verein auf, um die Helfer umfassend zu informieren, um Bedenken zu klären und um Fragen zu beantworten, was erlaubt ist und was nicht. Was wir vermeiden wollen, ist, dass die Spender nachher nur noch mit einer Essenstüte rausgehen, in der ein paar Sachen abgepackt sind. Im Imbissbereich pochen wir selbstverständlich auch auf besondere Regeln, was Hygiene und den Abstand voneinander anbelangt. Ob wir den Imbiss zu den Blutspenden tatsächlich auch in den kommenden Wochen noch aufrecht erhalten können und dürfen, muss man abwarten.
Vielleicht noch ein motivierendes Wort für die Spende heute in Wormsdorf?
Für Wormsdorf, was ja auch mein Heimat-Ortsverein ist, kann ich besten Gewissens sagen, dass sich unsere Vorsitzende Ingrid Siedentopf mit ihren Helfern alle Mühe gibt, um einerseits die Ansteckungsgefahr geringst zu halten und andererseits dennoch einen halbwegs gewohnten Spendenablauf zu gewährleisten. Und ich glaube, sie haben für alle auch wieder eine kleine Aufmerksam am Start.
Volksstimme, 20.03.2020 (Ronny Schoof)