Blutspende: Kein Einbruch in der Corona-Krise
In Klein Wanzleben hat der DRK- Kreisverband Wanzleben zu einer Blutspende aufgerufen.
Mit Mund-Nase-Schutz stehen die Spender auf der Treppe vor der Eingangstür des Gemeindezentrums der evangelischen Kirche. Bevor es mit dem Blutspenden losgeht, stellt ein Mitarbeiter des DRK-Blutspende-Instituts Fragen bezüglich des Corona-Virus.
Bei diesen Fragen wird geklärt, ob sich der Spender in den vergangenen Wochen im Ausland aufgehalten und ob er Fieber hat. Außerdem wird erfragt, ob er zu einer Person, die am Corona-Virus erkrankt ist, Kontakt hatte. Dies ist eine von mehreren Änderungen, die aufgrund der Schutzmaßnahmen eingeführt wurden.
„Wir haben höhere Hygienestandards. Angepasst an die Schutzmaßnahmen“, sagt Sabine Tacke, Blutspendebeauftragte des DRK-Kreisverbands Wanzleben. Bei der Anmeldung steht ein Gerät zur Händedesinfektion. Wer keinen Mund-Nase-Schutz dabei hat, bekommt vor Ort einen. „Viele bringen ihren ,eigenen Mundschutz mit. Aber für die, die keinen dabei haben, liegen hier einige parat“, so Tacke.
Karin Thurik hat sich ihre eigene Maske mitgebracht. Es ist das 133. Mal, dass die Klein Wanzleberin ihr Blut spendet. Im Jahr 1980 ging die damals 24-Jährige zum ersten Mal zur Blutspende. „Ich bin mit meiner Freundin mitgegangen. Erstmal zum gucken, wie es so ist“, erinnert sich Karin Thurik. Seitdem geht sie regelmäßig.
Auf die Frage, warum sie ihr Blut spendet, findet sie schnell eine Antwort: „Es ist eine gute Sache und man kann anderen helfen.“ Aus ihrer Familie ist sie die Einzige, die zur Blutspende geht. „Meine Schwester kann kein Blut sehen. Die wird dann ohnmächtig“, sagt Thurik. Trotz der Corona-Pandemie habe sie nicht gezögert, zur Spende zu gehen. „Es ist alles top hier und die Abstände werden eingehalten“, sagt die Klein Wanzleberin.
Nachdem Karin Thurik den Fragebogen in einem separaten Raum ausgefüllt hat, geht es zum Messen des Hämoglobinwertes. Dieses Protein der roten Blutkörperchen ist bei der Blutspende sehr wichtig. Um den Blutverlust nach einer Spende ausgleichen zu können, benötigt der Körper ausreichend Hämoglobin. „Bei den Männern muss der Hämoglobin-Wert bei 11,5 liegen und bei den Frauen bei 12,5“, sagt Sabine Tacke. Ist dieser Wert zu niedrig, darf nicht gespendet werden. Deshalb durften beim Blutspendetermin in Wanzleben etwa zehn Personen ihr Blut nicht spenden. Dies war laut Sabine Tacke sehr auffällig, da die Spenderzahl von sonst 70 auf 40 Personen sank. „Das kann vorkommen, wenn man regelmäßig Spenden geht“, sagt die Blutspendebeauftragte. Dann reiche es manchmal aus, einen Spendentermin zu pausieren.
Nach der Klärung der gesundheitlichen Vorgeschichte durch einen Arzt folgt dann die Blutspende. In Klein Wanzleben stehen fünf Liegen zur Verfügung. Karin Thurik bekommt von Krankenschwester Dagmar Ströber die Nadel gelegt. Und auch hier gibt es wegen der Schutzmaßnahmen eine Änderung. Einen Knetball, den viele Spender üblicherweise nehmen, damit das Blut schneller fließt, gibt es nicht. „Dann müssten wir den andauernd desinfizieren“, sagt Dagmar Ströber. Wer einen solchen Ball benötige, könne ihn von Zuhause mitbringen.
Nach etwa zehn Minuten ist die Blutentnahme fertig. Dann sollten sich die Spender auch etwa zehn Minuten erholen, damit der Kreislauf wieder in Gang kommt. Danach würde es normalerweise einen Imbiss geben, gemeinsam mit den anderen Spendern. Das gibt es wegen der Pandemie jedoch nicht. „Die Versorgung ist eingeschränkt, im Moment gibt es Verpflegungsbeutel“, sagt Sabine Tacke. Diese werden von den ehrenamtlichen Helfern des DRK-Ortsvereins Klein Wanzleben gepackt. In der Küche des Gemeindezentrums verteilen Giana Digulla, Helga Marta Blenk und Sabine Tacke, die auch Mitglied des Ortsvereins ist, die Verpflegungsbeutel. Diese werden vor Beginn der Blutspende zusammengestellt. Mit Joghurt, einem Sandwich, Salat und etwas Süßem gefüllt, können sich die Spender stärken. Im Garten hinter dem Gemeindezentrum steht ein Tisch mit Stühlen, an dem sich kurz ausgeruht und etwas getrunken werden kann. Das übliche Beisammensein sei laut Tacke aber nicht möglich. „Das ist eigentlich wie eine große Familie hier. Ich finde es schade, dass es jetzt nicht so ist“, sagt Karin Thurik. Denn bei der Blutspende treffe sie immer die gleichen Leute, die sie sonst nicht so oft sehen würde.
Trotz der Schutzmaßnahmen habe sich die Corona-Pandemie nicht negativ auf die Blutspende ausgewirkt, sagt Sabine Tacke. Zu Beginn seien es sogar einige Spender mehr gekommen. So kamen Eltern zusammen mit ihren Kindern, die normalerweise in einer anderen Stadt studieren, mit zur Spende. „Man merkt, dass jetzt die Urlaubszeit ist“, sagt die Blutspendebeauftragte. Denn bei den Terminen in Hohendodeleben und Wanzleben kamen weniger Spender. In Klein Wanzleben waren es an diesem Nachmittag 27. Darunter auch ein Erstspender. Karin Thurik ist auch beim nächsten Termin dabei „Eine Blutkonserve kann man irgendwann auch selber mal brauchen. Eigentlich könnte jeder Blut spenden“, sagt sie.
Volksstimme, 16.07.2020 (Michelle Kosub)