Der Bedarf für Senioren-Computerkurse steigt
Immer mehr Services nur noch digital nutzbar / Corona-Pandemie hemmt die Umsetzung von Angeboten
Die Digitalisierung schreitet immer weiter voran – viele Services werden nur noch oder überwiegend digital angeboten. So wird etwa der Abfallkalender des Kommunalservices Landkreis Börde ab Juli nicht mehr ausgedruckt an alle Haushalte ausgegeben. Stattdessen ist er im Internet oder per App abrufbar.
Für Senioren kann das Schwierigkeiten bereiten, weil sie keinen Computer oder Smartphone haben oder sie nicht richtig bedienen können. Dabei können Computer-Kurse helfen. Doch entsprechende Angebote sind im Landkreis Börde rar gesät.
Der DRK-Kreisverband Wanzleben sieht durchaus den Bedarf. „Die ältere Bevölkerung braucht derartige Angebote, das merken wir auch im Alltag“, erklärt Stephan Dill als Abteilungsleiter beim DRK-Kreisverband.
Stolz ist er, dass der Kreisverband diesbezüglich eine Vorreiterrolle einnimmt und seit Oktober 2019 einer von etwa 100 offiziellen Digital-Kompass-Standorten in Deutschland ist. Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Verbraucherschutz und Justiz und in Zusammenarbeit mit der Bundesgemeinschaft der Seniorenorganisationen und dem Verein Deutschland sicher im Netz umgesetzt.
Praktisch heißt das, wie Stephan Dill weiter erläutert, dass in Wanzleben, Osterweddingen und Eilsleben in sogenannten Digitalcafés Hilfe zur Selbsthilfe angeboten wird. „Wir bringen den älteren Menschen, also der Generation 60+, die digitale Welt und ihre Möglichkeiten näher“, erklärt er. Zum Heranführen an den sicheren Umgang mit dem Internet und digitalen Angeboten nutzen sogenannte Internetlotsen Smartphones und Tablets. Ziel ist es, Freude zu wecken, Ängste abzubauen, aber auch die Gemeinschaft zu pflegen.
Die Resonanz auf das kursartige Angebot war von Anfang an gut, allerdings hat Corona dem Projekt einen harten Schlag verpasst und es nahezu zum Erliegen gebracht. „Zweimal haben wir einen Neustart gemacht, aber wurden schnell wieder ausgebremst“, blickt Dill zurück. Ein weiterer Neustart sei jetzt voraussichtlich zum 1. April geplant, möglicherweise aber in anderen Strukturen.
Unterstützung bietet auch die Kreisvolkshochschule. Dort gibt es Kurse, die sich explizit, aber nicht ausschließlich, an ältere Menschen richten. Etwa Computer-Grundkurse und Kurse zum sicheren Nutzen des Internets in Haldensleben, Oschersleben und Wolmirstedt. Oder Kurse zum sicheren Umgang mit Laptop, Tablet und Smartphone, jeweils in Zielitz und Völpke.
Doch die Nachfrage ist gering. „Ich denke, das liegt daran, dass viele aufgrund der Corona-Pandemie nicht wissen, dass unsere Kurse in Präsenz angeboten werden“, sagt Uwe Küchenhoff von der Kreisvolkshochschule. Dabei gelte nur die 3G-Regel. „Die Luft ist einfach raus. Bei einem Kurs, der kommenden Montag beginnt, habe ich bisher nur eine Anmeldung. Da ist nicht mal klar, ob wir den durchführen können.“ Küchenhoff würde sich freuen, wenn es wieder mehr Anmeldungen gebe. „Vielleicht ja, wenn die Corona-Zahlen sinken.“
Die Volkshochschule bietet neben den Grundlagenkursen auch Computer-Clubs für Senioren an. Die Termine haben in diesem Jahr jedoch bereits begonnen. „In dem Kurs, der am 23. Februar das zweite Mal stattfindet, ist noch ein Platz frei“, sagt Uwe Küchenhoff.
Volksstimme, 09.02.2022 (Kaya Krahn und Constanze Arendt-Nowak)