Herzinfarkt macht keine Pause
Beim DRK-Kreisverband Wanzleben starten wieder die Kurse in Erster Hilfe. Gerade Führerscheinbewerber haben darauf gewartet.
Juana Nebauer und Monique Wrüske freuen sich und sind hoch motiviert. Die beiden Ausbilderinnen beim DRK-Kreisverband Wanzleben stehen zusammen mit ihrer Kollegin Liane Reim in den Startlöchern, um ab sofort wieder Kurse in Erster Hilfe leiten zu dürfen. Die Lockerungen in den Kontaktbeschränkungen zwischen den Menschen während der Corona-Pandemie machen es möglich. Die Kurse finden ausschließlich am Sitz des DRK-Kreisverbandes in der Wanzleber Lindenpromenade statt. Unter strengen Hygenieauflagen, die sich der Kreisverband zum Schutz der Teilnehmer und seiner Mitarbeiter selbst auferlegt und mit der sogenannten Eindämmungsverordnung des Landes Sachsen-Anhalt in Einklang gebracht hat.
„Hier in unserer Geschäftsstelle können wir gewährleisten, dass wir die Hygeniebestimmungen der Eindämmungsverordnung des Landes auch einhalten können“, sagt Stephan Dill, Abteilungsleiter Hilfsgesellschaft Kinder, Jugend und Soziales im DRK-Kreisverband Wanzleben. Nur in dem eigenen Haus an der Lindenpromenade sei es eben möglich, im Schulungsraum den nötigen Sicherheitsabstand zwischen den Teilnehmern zu ermöglichen. Jeder sitze an einem Tisch und habe mindestens zwei Meter Abstand zum nächsten Kursteilnehmer. Hygenie werde dabei ganz groß geschrieben. Die Teilnehmer der Erste-Hilfe-Kurse bekommen vom DRK-Kreisverband frische Mund-Nase-Schutzmasken zur Verfügung gestellt um sicherzustellen, dass die eigenen, eher zu lange genutzten Masken nicht zu sehr verschmutzt seien. „Die Teilnehmer müssen unsere frischen Masken benutzen“, verdeutlicht Dill den hohen Sicherheitsstandart. Dass sei nebenbei auch hilfreich, wenn gerade Schüler, die auf dem Weg zum Führerschein sind und den Kurs in Erster Hilfe beim DRK besuchen, aus der Hektik heraus einmal ihre Maske vergessen sollten.
Die Masken sind der eine wesentliche Schutz für Kursteilnehmer und Ausbilder. Der Schulungsraum werde zudem ständig gelüftet, um die Übertragung möglicher Corona-Viren zu erschweren. Auf den direkten Kontakt zum Ausbilder an der Übungspuppe müssen die Teilnehmer aus Sicherheitsgründen verzichten. Daher treten sie allein an die Puppe heran und üben unter anderem die Herzdruckmassage. Auf das Üben der Mund-zu-Mund-Beatmung werde am Dummy ganz verzichtet. Zu groß sei die Gefahr einer Tröpfcheninfektion und damit die Ansteckung an Corona. Nur wenn einer der Auszubildenden infiziert sein und es nicht wisse. Nachdem ein Kursteilnehmer an der Puppe geübt hat, werde die ganz gründlich desinfiziert. Dann ist der nächste Teilnehmer an der Reihe. Ist ein Kurs beendet, der einen Tag von 8 bis 15 Uhr oder 15 bis 20 Uhr dauert, werden alle Tische und Stühle desinfiziert. Ebenso die Toilette im DRK-Kreisverband.
Als Mitte März die Nachricht kam, dass die Kurse in Erster Hilfe wegen der Corona-Kontaktbeschränkungen nicht mehr möglich sind, traf das die Führerscheinbewerber wie ein Schock. Zudem stellten die Fahrschulen ihren Betrieb ein. Der Weg zum Führerschein rückte in weite Ferne. „Deshalb haben wir Wartelisten, die wir jetzt abarbeiten. Die ersten Kurse sind schon komplett ausgebucht“, macht Ausbilderin Juana Nebauer deutlich. Die Anzahl der Teilnehmer sei unter den besonderen Bedingungen auf sechs pro Kurs begrenzt, in normalen Zeiten seien es 15. Um der Nachfrage gerecht zu werden, hat der DRK-Kreisverband die Angebote von sonst drei Kursen auf sechs Lehrgänge hoch gefahren. „Dadurch ist es möglich, mehr Bürgern die Teilnahme an den Kursen in der Region zu ermöglichen und sie müssen nicht nach Magdeburg ausweichen“, sagt Stephan Dill. Leider bedeute der erhöhte Aufwand an Personal und Mitteln für die Hygenie ebenso eine Steigerung der Kosten. Kostet ein Kurs in Erste Hilfe unter normalen Bedingungen pro Teilnehmer sonst 40 Euro, sind es jetzt in Corona-Zeiten 70 Euro. „Wir wissen, dass ist viel Geld. Es ist aber keine versteckte Preiserhöhung. Wir reiten nicht auf der Corona-Welle. Die höheren Kosten sind einfach dem größeren Aufwand geschuldet. Wir hoffen, die Preise bald wieder runter nehmen zu können und sind überhaupt froh, die Kurse der Bevölkerung wieder anbieten zu können“, sagt Dill.
„Wir müssen die Bevölkerung wieder in Erster Hilfe ausbilden. Schlaganfall und Herzinfarkt machen wegen Corona keine Pause“, verdeutlicht Juana Nebauer. Bei der Ausbildung unter diesen Ausnahmebedingungen werde jedoch nichts sein wie früher. Vielmehr müssten die Teilnehmer die meiste Zeit auf ihrem Platz bleiben und die Übungen mit dem nötigen Abstand verfolgen. Anders gehe es nicht. Das neue Regime stelle auch die Ausbilder vor ganz neue Herausforderungen. Der DRK_Kreisverband ist bereit dafür.
Volksstimme, 15.06.2020