Hoflastig: Jugendclub nur im Freien
Das Kinder- und Jugendzentrum in Eilsleben empfängt seit dieser Woche wieder Besuch - unter erheblichen Einschränkungen.
Bogenschießen, Basketball, Badminton und noch ein paar andere Outdoor-Aktivitäten sind im Angebot. Die Sport- und Spielgeräte stehen zur Nutzung auf dem Hof am Eilsleber Gemeindezentrum bereit – ebenso Clubleiterin Simone Brandes mit ihren beiden Kollegen Kathrin und Patrick Hildebrandt. Das Betreuer-Trio würde allzu gern wieder Leben in der Bude haben, begeisterungsfähige Clubgänger, lärmende Kinder, aufmüpfige Jugendliche, die sich auch mal mit ihren Sorgen und Nöten an die Erwachsenen wenden – so wie vor Corona. Doch das Kinder- und Jugendzentrum des DRK-Kreisverbands Wanzleben bleibt in dieser Woche noch weitgehend verwaist. Der Haken an der Sache: Der Hof ist vorerst die einzige „Räumlichkeit“, die die Einrichtung nutzen darf.
„Seit Montag haben wir wieder geöffnet“, erklärt Simone Brandes, „aber nur draußen, weil wir im Haus die Einhaltung der Corona-Vorschriften nicht gewährleisten können. Dadurch hält sich der Trubel, den wir eigentlich gewohnt sind, in Grenzen. Es muss sich jetzt wahrscheinlich auch erst mal rumsprechen, dass wir wieder da sind, und dann läuft es hier nach und nach wieder an.“ Fast sehnsüchtig fügt die Einrichtungsleiterin an: „Wir warten. Es ist traurig. Die Kinder fehlen uns einfach.“ Vor der Zwangsschließung waren unter der Woche täglich 15 bis 20 Kinder und Jugendliche vor Ort, haben im Club ihre Hausaufgaben erledigt, Nachhilfe in Anspruch genommen, mit den Freunden gespielt, gezofft und gelacht. „Jetzt hatten wir nur noch Kontakt miteinander in der Whatsapp-Gruppe oder dass die Eltern mal angerufen haben, um sich Rat zu holen“, so Brandes.
Noch bis mindestens Ende Juni sollen die Räume im DRK-Kinder- und Jugendzentrum außen vor bleiben. Auch die Außenstellen in Harbke und Badeleben müssen noch geschlossen gehalten werden. „Wir hoffen, dass wir ab Juli wieder langsam zur Normalität hochfahren vor allem unsere Ferienfreizeit veranstalten können“, blickt Brandes voraus. „Das wäre für uns, für die Kinder und auch die Eltern enorm wichtig, denn was wir so mitbekommen ist, dass inzwischen alle ziemlich auf dem Zahnfleisch kriechen.“
Pläne und Ideen hat das Mitarbeiterteam genug. „Zurzeit dürfen wir nur kaum etwas davon umsetzen, das ist frustrierend“, meint Patrick Hildebrandt. Im Rahmen der so genannten aufsuchenden Tätigkeit, die seit einem Monat bereits wieder läuft, klappert der Jugendsozialarbeiter regelmäßig die Treffpunkte und Spielplätze in seinem Verantwortungsbereich ab. „Aber es ist nichts los, und wir können unter diesen Bedingungen ja auch nicht viel los machen.“ Selbst die Aktivitäten im Freien sind mit einigen Auflagen verbunden, deren Sinn, da sind die Betreuer ehrlich, sich ihnen nicht immer erschließt.
„Wir erfüllen sie trotzdem“, betont Simone Brandes. Doch die Enge an Vorschriften sei für die Kinder- und Jugendarbeit wenig hilfreich, untergrabe ihren Zweck letztlich auch. Noch unverständlicher wird es, wenn man bedenkt, dass der Nachwuchs außerhalb des Jugendclubs, in der Schule oder nachmittags in der Clique oft nur seinen eigenen Verhaltensregeln folgt.„Wie auch immer“, so Brandes, „wir würden uns sehr freuen, wenn uns ab nächster Woche wieder einige Kinder und Jugendliche aufsuchen würden. Immerhin müssen sie hier keinen Mundschutz tragen. Wir sind von 13 bis 18 Uhr da. In dieser Zeit können auch Anmeldungen für die Ferienfreizeit erfolgen.“
Volksstimme, 14.06.2020 (Ronny Schoof)