Krisenmodus beim DRK?
Wie der Kreisverband Wanzleben mit Energieknappheit und Corona umgehen will
Müssen die Menschen Einschränkungen bei den Angeboten des DRK befürchten? Außerdem nimmt die Zahl der Corona-Erkrankungen wieder zu, und Aktionen wie die traditionelle Weihnachtsspendensammlung werden voraussichtlich nicht in gewohnter Form stattfinden können, da die Art der Durchführung derzeit noch ungewiss ist.
Gerade davon aber lebt der DRK-Kreisverband, denn hier werden Gelder generiert, die im Jahresverlauf für soziale Zwecke und zur Finanzierung von Projekten genutzt und nicht von Kostenträgern gegenfinanziert werden. Beim DRK ist das alles bekannt, und es werden entsprechende Strategien ausgearbeitet.
„Eigentlich handelt es sich um eine Haus- und Straßensammlung", sagt Geschäftsführer Guido Fellgiebel. „Wir haben schon 2021 eine vorwiegend kontaktlose Spendensammlung auf die Beine gestellt, es gab ja einen Lockdown." Dennoch wurde die Aktion gut angenommen, es kamen 20 000 Euro zusammen. Das war nach dem Totalausfall im Jahr vorher auch dringend nötig. Der DRK-Kreisverband finanziert mit dem Geld ausschließlich lokale Projekte und soziale Zwecke. Die Summe lag zwar niedriger als im Schnitt der Jahre zuvor, stellte jedoch einen echten Erfolg dar.
„Tatsächlich werden die so erhaltenen Gelder ausschließlich in der Region verwendet, somit bleiben sie vor Ort", so Fellgiebel. Wie die tatsächliche Umsetzung der Aktion aussehen wird, kann nur relativ spontan entschieden werden. „Niemand weiß, was noch auf uns zukommt", so Fellgiebel.
Wie sieht es aber aus mit Einschränkungen in Sachen Energieverbrauch. „Stand jetzt werden die Angebote des DRK für die Menschen davon nicht betroffen sein", sagt der Geschäftsführer. Das betrifft die Betreuung in den Kinder- und Jugend-Einrichtungen, im sozialen Zentrum ,,Alter Bahnhof“ in Wanzleben, im RotKreuz-Zentrum in Eilsleben. So müsse niemand im Kalten sitzen, der die beliebten Kaffeenachmittage in den Begegnungsstätten, die Betreuung und die Pflege sowie die Freizeitgestaltung wahrnimmt.
Die Mitarbeiter des DRK sind aufgerufen, die ausgegebenen Energiesparempfehlungen - so wie im privaten Umfeld auch - umzusetzen. Dabei handelt es sich vornehmlich um den Verwaltungsbetrieb. Niemand müsse befürchten, dass im Pflegeheim die Heizung ausgestellt werde. „Ansonsten kann keiner sagen, was noch auf uns zukommen wird", betont Guido Fellgiebel.
Schon in den zurückliegenden Jahren hätten die Mitarbeiter und vielen freiwilligen Helfer des DRK-Kreisverbands Herausragendes geleistet. Das hatte er schon im Tätigkeitsbericht für diesen Zeitraum auf der kürzlich erfolgten Hauptversammlung hervorgehoben. In diesem Zeitraum waren die Angebote wie Kaffeenachmittage, Seniorengymnastik, Digital-Café sowie Infoveranstaltungen auf null gefahren. Die Angebote der Einrichtungen sind erst langsam wieder in Gange gekommen und jetzt auf einem guten Stand.
Die Tafel im Sozialen Zentrum hat immer mehr Zulauf, die Ausgabe von Lebensmitteln und Bedarfsgütern war mit einem entsprechenden Konzept immer gewährleistet. Außerdem wurde ein mobiler sozialer Corona-Hilfsdienst ins Leben gerufen, der Dinge des täglichen Bedarfs in die Häuslichkeit der Risikogruppen brachte. Zurückgegangen sind die Fördermitgliedschaften, die wichtig für freiwillige soziale Aufgaben wie offene Altenhilfe, Unterstützung der Begegnungsstätten, Jugendrotkreuz und Schulsanitätsdienst, Sanitätsdienst sowie Katastrophenschutz und Hilfe für sozial benachteiligte Menschen sind. Als besondere Aufgabe wurden 2021 zwei mobile Impfteams - auf Basis einer Rahmenvereinbarungen mit dem Landkreis Börde - gebildet und zwei Impfstellen in Eilsleben und Wanzleben eingerichtet. Es gab in der Folge 26 770 Impfungen bei einem Einsatz von 43 haupt- und ehrenamtlichen Helfern. Die Corona-Teststellen in Wanzleben und Eilsleben führten bis Ende 2021 6717 Bürgertestungen durch mit 29 Haupt- und Ehrenamtlichen.
Corona führte zum Ausfall von Diensten zur Absicherung von Großveranstaltungen durch den ehrenamtlichen Sanitätsdienst. Auch Aus- und Weiterbildung auf dem Gebiet der Erste Hilfe war nur mit wenigen Teilnehmenden möglich. Der Kranken- und Behindertenfahrdienst erlebte schmerzliche Einbrüche durch den Ausfall geplanter Fahrdienstleistungen für Kitas, Tagespflege und Tageskliniken. Trotz finanzieller Schäden durch Ertragsausfälle, die nicht durch Schutzschirme oder Einsparungen ausgeglichen werden konnten, gelang es, einen ausgeglichenen Haushalt zu erzielen. „Das ist beachtenswert", befindet auch der Vorsitzende Torsten Winkelmann: Letztendlich sei dies eine Energieleistung aller Beteiligten unter bisher nie dagewesenen Voraussetzungen gewesen. Das mache ihn optimistisch, dass auch die neuen Herausforderungen durch die Energiekrise gemeistert werden können.
Volksstimme, 15.10.2022 (Christian Besecke)