Sülzetal unterstützt Wanzleber Tafel
25 Prozent der Empfänger der Tafelpakete des DRK-Zentrums „Alter Bahnhof" kommen aus dem Sülzetal. Die Förderung der Gemeinde beginnt mit 3.750 Euro für das Jahr 2024.
Mit der Unterstützung der Tafel in Wanzleben stieg der Sozialausschuss bei seiner Sitzung in Bahrendorf in die Beratungen ein. Wieso das? 25 Prozent der Nutzer der Tafelpakete kommen aus dem Sülzetal. Einstimmig befürwortete der Sozialausschuss aus diesem Grund die Vorlage aus der Verwaltung, wonach das Sülzetal ab diesem Jahr beginnend mit 3.750 Euro das soziale Zentrum in Wanzleben jährlich mit einem festen Betrag fördert.
Zur fachlichen Untermauerung des Vorschlages war die Leiterin des sozialen DRK-Zentrums „Alter Bahnhof': Barbara Schürmann, in den Gemeindesaal gekommen. Sie erläuterte Aufgaben und Angebote, aber auch die prekäre, finanzielle Lage des Zentrums.
Fünf Schwerpunkte machen die Arbeit des Zentrums aus. Das ist erstens der soziale Kleiderladen. Er hat dienstags, donnerstags und freitags von 11 bis 13.30 Uhr geöffnet. Im Jahr 2023 nutzten 2.340 Menschen dieses Angebot. Zweitens hilft das Zentrum mit Fachberatungen beim Ausfüllen von Anträgen und bietet Bildungsangebote an. Außerdem organisiert es kulturelle Aktionen, wie beispielsweise Familienfeste oder Flohmärkte.
Angelpunkt der Hilfen des Zentrums ist die Tafelausgabe. Dreimal in der Woche von 12.30 bis 13.30 Uhr gibt das Zentrum Tafelpakete aus. Die Essenskisten kosten 3,5 Euro, haben aber einen Wert von 45 Euro. 3.645 von ihnen gehen vor Ort über den Tresen.
Weitere 520 werden mobil verteilt. „Die Nutzer kommen aus den drei Gemeinden Obere Aller mit 16 Prozent, Wanzleben mit 59 Prozent und Sülzetal mit 25 Prozent. Die Zuwendung partizipierender Gemeinden macht bei unseren Finanzen einen großen Anteil aus. Der Beitrag des Sülzetals läge anteilig bei 3.750 Euro. Es wäre toll, wenn sie das aufbringen würden“, beschrieb Schürmann ihre Hoffnungen im Vorfeld der Abstimmung.
Angesichts des breiten Aufgabenspektrums zeigte sich der Vorsitzende des Ausschusses, Christian Wolff (SPD, Altenweddingen), beeindruckt. „Ich wusste nicht, dass dies solch einen Umfang hat.“ Auch Steffen Globig aus der Verwaltung war begeistert von der Vielfalt der Angebote. „Neben dem Essen sind es gerade die Gesprächsmöglichkeiten, die für viele der Besucher hilfreich sind.“ Mit Blick auf Schürmann fragte er, ob es möglich sei, eine Ausgabestelle im Sülzetal einzurichten. Da schüttelte Schürmann nur den Kopf. „Das ist für uns nicht zu stemmen.“ Osterweddingens Ortsbürgermeisterin, Birgit Wasserthal (Gemeinsam für Sülzetal) brauchte angesichts von 25 Prozent Nutzer aus dem Sülzetal im Rahmen der Beratung keine weiteren Argumente für die Unterstützung: „Wir sollten die Vorlage, wonach wir das Zentrum in diesem Jahr beginnend mit 3.750 Euro unterstützen, verabschieden.“
Dieser Beurteilung schließt sich Josef Kluba (CDU, Langenweddingen) auf Nachfrage der Redaktion an: „Das soziale Zentrum leistet seit Jahrzehnten eine unverzichtbare Arbeit. Es unterstützt mit hohem Engagement bedürftige Menschen mit Essen, Kleidung und, heute besonders wichtig, einer liebevollen Zuwendung. Die Menschen kommen zu 25 Prozent aus dem Sülzetal. Es ist längst überfällig, dass sich unsere Gemeinde anteilig an den Kosten beteiligt. Dazu ist ein langfristiger Vertrag notwendig. Es geht nicht an, dass jährlich um die Gelder gebettelt werden muss. Hier ist eine vertragliche Bindung überfällig. Für diese immer wichtiger werdende Aufgabe sollte für das Jahr 2024 unser Gemeindeanteil von 3.750 Euro, der sich bis 2030 auf 4.610 Euro steigert, nicht zu viel sein“.
Auch Liane Samland (Gemeinsam für Sülzetal, Osterweddingen) stellt sich voll hinter den Beschluss: „Die Tafel in Wanzleben leistet hervorragende Arbeit. Hier wird nicht nur Essen für bedürftige Menschen ausgeteilt. Sie ist auch ein Anlaufpunkt für das soziale Miteinander. Es gibt zahlreiche Angebote die hauptsächlich von Ehrenamtlichen betreut werden. Es ist traurig, wenn man hört, wie die finanzielle Unterstützung bisher lief. Ich denke, dass der Jahresbetrag von um die 4.000 Euro unbedingt vom Sülzetal aufgebracht werden sollte, auch wenn ich finde, dass dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Ich denke die Gemeinde sollte überlegen, wie man die Tafel zusätzlich noch unterstützen kann. Möglich wären beispielsweise wieder kostenlose Stellplätze für Kleidercontainer."
„Ich bin überrascht, dass 25 Prozent der Nutzer aus dem Sülzetal kommen. Angesichts dieser Zahl finde ich es vernünftig, dass sich die Gemeinde beteiligt. Eine andere Unterstützung wäre die Genehmigung von Kleider-Containern auf Gemeindeflächen und dies ohne Kosten“, betont auch Marco Falkenberg (Gemeinsam für Sülzetal, Osterweddingen). Sozialdemokratin Christine von Mertens (Langenweddingen) hat „die kompetente Arbeit des DRK Wanzleben während der Betreuung einer Familie aus der Ukraine bereits schätzen gelernt. Aus meiner Sicht ist die Unterstützung des DRK aus dem Sülzetal überfällig. Ich hoffe die Mehrheit des Gemeinderats schließt sich dem Beschluss an.“
„Mich hat offen gesagt die Leistung des DRK schon immer beeindruckt. Deren Grundsätze bei der Hilfe von Menschen in derart vielen Lebensbereichen ist mit einem einzigen Wort am besten zu umschreiben: Menschlichkeit“, hebt Andreas Kühn (UWGS, Osterweddingen) hervor, „der erschreckende, zweite Gedanke ist aber, dass in unserer Mitte so viel Hilfsbedürftigkeit herrscht, die einem verborgen bleibt, oft aus Scham. Ich stimme unbedingt dafür. Das ist eine klare Herzentscheidung.“
Volksstimme, 25.03.2024 (Udo Mechenich)