Tafel freut sich über viel Zuspruch
Soziales Zentrum des DRK Kreisverbandes als Rettungsanker für Bedürftige
Die Inflation und die gestiegenen Energiepreise haben inzwischen ihre Wirkung entfaltet. Das gilt nicht nur im ganzen Land, sondern auch speziell die Tafel des DRK Kreisverbandes Wanzleben im Sozialen Zentrum „Alter Bahnhof“ in Wanzleben.
Mehr als zwei Millionen Menschen gehen in Deutschland mittlerweile zur Tafel. Besonders ausgeprägt ist das in großen Städten, aber auch auf dem flachen Land nimmt die Zahl der Bedürftigen zu.
Eigentlich war die Tafel mal dazu da, Lebensmittel zu retten und günstig Lebensmittel an bedürftige Menschen abzugeben. „Immer mehr ist das aber zur Norm geworden“, weiß der Landesvorsitzende der Tafeln in Sachsen-Anhalt, Andreas Stepphuhn, zu berichten. Zwar hat das Land erstmals in der Geschichte Geld zur Verwendung für die Tafeln locker gemacht, doch Stepphuhn stört noch mehr, dass Unternehmen, die spenden, weiterhin Steuern auf ihre Gaben entrichten müssen. Schon mehrfach hat er auf diesen Umstand hingewiesen. Gerade in einer Zeit, da die Tafeln einen gewaltigen Zulauf erhalten, müsse auch dafür gesorgt werden, dass die Spenden nicht abreißen.
Das sieht auch die Leiterin des Sozialen Zentrum in Wanzleben, Barbara Schürmann so. „Bei uns gibt es noch keine großartigen Engpässe, woanders werden diese aber sehr deutlich“, sagte sie. Sogar in Sachsen-Anhalt gab es schon etliche Aufnahmestopps (Volksstimme berichtete), da die Betreiber der Tafel entweder nicht ausreichend Spenden erhalten haben oder schlicht und ergreifend das meist freiwillige Personal mit der Kraft am Ende war.
In Wanzleben kann man da noch recht entspannt in die Zukunft schauen. Die vielen freiwilligen Helfer halten dem DRK die Treue, und zuletzt gab es vermehrt Spenden von Geld und Lebensmitteln. „Wir merken aber doch, dass die Krise langsam auf die Lebensverhältnisse der Menschen durchschlägt“, sagt Barbara Schürmann. In Zahlen ausgedrückt ist das eine zehnprozentige Steigerung bei den Neuanmeldungen, über die letzten Monate gesehen.
Die Bedürftigen kommen jetzt nicht etwa nur ein oder zweimal im Monat, sie nutzen die Tafel-Öffnungszeiten jetzt viel intensiver. Das Recht dazu haben sie auch, aber die Entwicklung stimmt die Verantwortlichen bedenklicher. „Die Menschen sind auf die Tafel angewiesen und auch die Zahl der der Bedürftigen ist vernehmlich gestiegen“, fügt die Leiterin hinzu. Geldspenden und haltbare Lebensmittel seien ebenso notwendig, wie auch Kosmetika und ähnliche Produkte. Speziell Nudeln, Mehl und Zucker seien sinnvolle Gaben. Hinzugekommen ist eine Nachfrage nach Wintersachen. „Unsere Kunden decken sich schon jetzt damit ein, daher besteht hier ein besonderer Bedarf.“. Grund sei der bislang oft schon recht kalte Herbst, aber auch die Aussicht auf einen kalten Winter mit Energieknappheit macht die Menschen jetzt mobil.
Auch die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine steigt weiter. Daher ist man beim Sozialen Zentrum recht froh, dass sich wieder jemand gefunden hat, der die Neuankömmlinge in der Landessprache begrüßen kann. Larissa Böhnke aus Seehausen ist ab sofort in Wanzleben ehrenamtlich für das DRK tätig. Dabei sind die Umstände der Neuverpflichtung mehr als glücklich gelaufen. „Larissa hat in ihrer Heimatstadt schon ehrenamtlich mit Flüchtlingen aus der Ukraine gearbeitet.“, schildert Barbara Schürmann. „Wir sind eher zufällig ins Gespräch gekommen, und jetzt haben wir wieder eine Dolmetscherin.“ Darüber freut sich das Team im Alten Bahnhof natürlich.
Zuletzt sei aber auch zu beobachten gewesen, dass sich die schon anwesenden Ukrainer fleißig in den angebotenen Deutschkursen betätigen. „Da ist der Wille da, die deutsche Sprache zu erlernen, und wir bekommen die Fortschritte mit“, sagt die Leiterin.
Das Familienfest am zurückliegenden Sonnabend ist dagegen auf eher mäßiges Interesse gestoßen. Schuld war aber eindeutig das Regenwetter, denn nach dem Guss fanden sich doch etliche Besucher ein. „Wir haben das Fest in die Räumlichkeiten verlagert, da konnten sich unserer Gäste die Kleiderkammer und andere Bereiche anschauen“, sagt die Leiterin. Insgesamt seien die Gastgeber dann auch noch recht zufrieden gewesen. „Für uns ist dieses Fest immer eine besondere Veranstaltung, weil wir auf die Weise Freude vermitteln können, und speziell die Kinder Beschäftigung finden“, so Barbara Schürmann.
Volksstimme, 05.10.2022 (Christian Besecke)