Weniger Blut auf Spendenbasis
DRK-Kreisverbände sehen die Ursache vor allem in Begleiterscheinungen der Coronapandemie
Von einem Einbruch bei den Blutspenden, so wie sie der Blutspendedienst NSTOB insgesamt für sein Verbreitungsgebiet sieht, spricht man im südlichen Landkreis Börde nur bedingt. Ein Großteil der Blutspenden in diesem Bereich wird von den DRK-Kreisverbänden Wanzleben und Börde abgesichert und genau die sehen auch Gründe, dass die Spenderergebnisse der Vorjahre nicht erreicht werden konnten, die sich nicht unbedingt mit denen des Blutspendedienstes decken.
„Wir haben eine treue und stabile Zahl von Spendern“, sagt sie. „Dafür sind wir auch sehr dankbar.“ In diesem Jahr sind allerdings einige Veranstaltungen ausgefallen. Daher konnten die Zahlen aus 2020 nicht erreicht werden. An manchen Stellen ist die Entwicklung aber auch gegensätzlich, so in Klein Wanzleben. Hier kamen bei vier Veranstaltungen 128 Bürger. Das sind 13 mehr als im Vorjahr. In Klein Oschersleben blieb die Zahl mit 81 Personen stabil.
In den anderen Bereichen gab es weniger Spender als zuvor. Hohendodeleben sticht dabei heraus. Hier waren es 36 Personen weniger. Das geht aber auch auf eine komplett ausgefallene Blutspende zurück. „Im Prinzip sind alle Zahlen gut zu erklären, wenn man die aktuellen Gründe berücksichtigt“, sagt Sabine Tacke. „Die haben zuletzt vermehrt mit der Quarantäne zu tun.“ So erfahren die Blutspendeteams oft aus den Gesprächen mit den Bürgern, dass deren Nachbarn, Bekannte oder gar Familienangehörige eben derzeit zu Hause bleiben müssen.
Den allgemeinen Umgang mit der 3-G-Rege, die seit November gilt, schätzt Sabine Tacke als unproblematisch ein. „Die Menschen haben sich bei uns schnell daran gewöhnt und es gibt keine Debatten“, sagt sie. Das sei im gesamten Verbandsgebiet so, auch im Sülzetal und in der Oberen Aller. „Trotz aller Widrigkeiten lassen sich die Menschen auch nicht von der Coronapandemie abschrecken“, hebt sie hervor.
Ähnlich wird das auch beim DRK-Kreisverband Börde gesehen, der im Raum Oschersleben die Blutspendetermine im katholischen Vereinshaus in Oschersleben, in Wulferstedt, Harbke und Gröningen absichert. In diesem Jahr fanden zwei Termine unter Regie des DRK-Kreisverbandes Börde auch im Krankenhaus Neindorf statt. „Das war ein Versuch“, sagt Mandy Oelke, Leiterin Soziale Arbeit beim DRK-Kreisverband Börde.
Insgesamt kann man auch hier auf treue Spender zählen. So kann sie auf ein gutes, stabiles Jahr zurückblicken. Lediglich vor wenigen Wochen, als die Inzidenzen im Landkreis stark anstiegen, spürte der Kreisverband an seinen Spendestandorten einen leichten Einbruch. Der ließ sich schnell aufklären und war damit begründet, dass auch hier viele verantwortungsbewusst handelten und zu Hause blieben, wenn jemand aus dem Umfeld in Quarantäne war.
Mit der neuen 3-G-Regel gibt es auch hier keine Probleme. Wie Mandy Oelke hinweist, gibt es auch die Möglichkeit, sich vor Ort zu testen. Die Aussage des Blutspendedienstes NSTOB für das Gesamtgebiet deckt sich teilweise mit dem Regionalen. Demnach wird hier grundsätzlich von einer Spendenbereitschaft gesprochen, die bis zum Beginn des Sommers herausragend gut gewesen sei. Somit konnte auch in dieser Zeit der erhöhte Blutbedarf der Kliniken gut bedient werden.
Mit Rücknahme der Pandemiebeschränkungen im Sommer habe die Blutspende den ersten Einbruch erfahren. Mit den steigenden Inzidenzen ab Oktober kam es zu weiteren massiven Rückgängen. „Es ist im Herbst nicht gelungen, die notwendigen Reserven wieder aufzubauen. Die vierte Welle hat den geringen Bestand auf ein Fünfjahrestief reduziert. Jeden Tag müssen die Klinikbestellungen gekürzt werden“, berichtet Markus Baulke vom DRK-Blutspendedienst NSTOB. Langfristig müssten daher Behandlungen und Operationen abgesagt werden.
Jeden Tag werden im Versorgungsgebiet des DRK Blutspendedienstes NSTOB bis zu 36 Spendetermine angeboten. Das Sicherheitskonzept hat sich über 12000 Termine bewährt. Jedoch halten die Sicherheitsmaßnahmen auch Spender von der Blutspende ab. Um dem Blutkonservenmangel entgegenzuwirken, ruft der DRK-Blutspendedienst NSTOB nun nachdrücklich zum Blutspenden auf. Ziel ist es, über die Feiertage und den Jahreswechsel wieder in eine sichere Versorgungssituation zu kommen. Die Lage ist derzeit in Sachsen-Anhalt angespannt. Die Anzahl der Blutpräparate in den Lagern liegt weit unter dem Mindestbestand.
Volksstimme, 17.12.2021 (Christian Besecke und Constanze Arendt-Nowak)