Wird es bei der Tafel teurer?
Die beiden DRK-Kreisverbände im Landkreis haben mit Kostensteigerungen zu kämpfen. Es gibt erste Überlegungen, die Preise für die Tafel-Kunden zu erhöhen.
Die Lage der Tafel des DRK-Kreisverbandes Wanzleben im Sozialen Zentrum „Alter Bahnhof“ sieht in Sachen Versorgung recht stabil aus. Zuletzt sind die Lebensmittel doch etwas knapper geworden. Warum ist das so?
Das hängt damit zusammen, dass von den Discountern immer weniger hereinkommt, wenn die ehrenamtlichen Helfer der Tafel mit ihren Fahrzeugen auf ihrer Tour unterwegs sind. „Im Augenblick leben wir davon, dass wir aus dem Zentrallager der Tafel Hohenerxleben beliefert werden“, sagt die Leiterin des Sozialen Zentrums, Barbara Schürmann. Das sei sicher ein Jammern auf hohem Niveau. „Dennoch muss man feststellen, dass wir nahezu hauptsächlich von einem der großen Tafelpartner leben“ erklärt die Leiterin. „Das ist im Augenblick die Firma Hello fresh.“ Wobei sie die Qualität der Waren lobt. „Beim Sortieren gibt es da nur ganz wenige Dinge, die wir nicht nutzen können“, führt sie aus. Zudem liefere die Firma Dachser kostenfrei Palettenware an. Da müssen dann die Tafeln nehmen, was so hereinkommt und damit haushalten. Zudem sei zu konstatieren, dass der allgemeine Aufwand gestiegen sei. Sie und die 22 ehrenamtlichen Helfer in Wanzleben hätten schon einiges an Arbeit zu leisten.
„Dazu kommen noch die gestiegenen Energie- und Beschaffungspreise“ sagt sie. Deshalb werde in ersten Überlegungen darüber nachgedacht, die Preise der Tafelpakete zu erhöhen. Die liegen in der Sarrestadt bei 3,50 Euro. Dafür bekommen unsere Kunden aber auch Waren im Wert von 40 bis 60 Euro“, stellt die Leiterin klar. Die werden zudem im Vorfeld entsprechend kontrolliert. Die stark gestiegenen Kosten haben auch schon das DRK Börde beschäftigt. So weiß Many Oelke, Leiterin Soziale Arbeit, zu berichten, dass auch hier erste Überlegungen zur Erhöhung der Abgabepreise für die Tafelbeutel angestellt werden. „Bei uns halten wir schon lange Jahre am Preis von zwei Euro fest“, erzählt sie. „Allerdings müssen auch wir die Situation neu bewerten.“ Dazu gehöre auch ein höherer Eigenanteil für Tafelkunden. „Spruchreif ist da noch nichts, aber wir werden irgendwann reagieren müssen“, sagt sie. Auch das DRK Börde habe enorme Kostensteigerungen bei den Nebenkosten zu schultern. Andere Tafeln in Sachsen-Anhalt haben bereits die Preise erhöht.
In Wanzleben werden inzwischen über 1.000 Tafelkunden betreut, die im Verbandsgebiet des DRK wohnhaft sind. „Zuletzt ist die Zahl der hilfsbedürftigen Rentner weiter gestiegen“, informiert Barbara Schürmann. „Sie liegt inzwischen bei 20 Prozent.“ Gerade diese Menschen, die oft ihr Leben lang gearbeitet haben, seien von Inflation und Nebenkostensteigerungen schwer getroffen. „Ich kann aber nur jeden Rentner auffordern, die Scheu abzulegen und zu uns zu kommen“, bringt sie vor. „Es ist keine Schande, die Tafel aufzusuchen. Den Hilfebedürftigen zu helfen, dafür sind wir schließlich da.“ Jeder Tafelkunde habe das Recht, sich einmal in der Woche an den drei Ausgabetagen mit Lebensmittel zu versorgen. Das gilt für Bedarfsgemeinschaften mit drei Personen. Ab sechs Personen gibt es zwei Pakete, darüber können es drei werden – jeweils einmal in der Woche.
Aktuell werden zudem 20 Bedarfsgemeinschaften von Tafelmitarbeitern beliefert, die eine geringe Anfahrtpauschale zu entrichten haben. Die Zahl der bedürftigen Ukrainer hat sich inzwischen bi etwa 100 eingepegelt und ist seit 2023 relativ stabil
Volksstimme, 28.02.2024 (Christian Besecke)